Die Kirche befindet sich im Stadtkern von Dippoldiswalde. Kurz nach 1200 muss in Dippoldiswalde mit dem Bau der Kirche begonnen worden sein. Von damals ist der spätromanisch-frühgotische Sockel des Kirchturmes erhalten geblieben. Hier ist dasselbe wie an der Nikolaikirche zu beobachten: die Bögen - selbst an den Friesen - sind oft schon angespitzt, auch das Eingangsportal ist bereits als Spitzbogenportal ausgeführt. Die Gliederung des Turmes jedoch ist deutlich romanisch. Die erste Kirche wurde also in einer Übergangszeit gebaut. Die Höhe dieses Sockels deutet die Größe der Kirche an, die hier gestanden haben muss. Zeitgleich wurde in der Unterstadt die - ebenfalls nicht kleine - Nikolaikirche errichtet. Sie wurde die Kirche des damaligen Waldhufendorfes, während die Stadtkirche vermutlich das geistliche Zentrum der frühen Bergbausiedlung wurde. Im 15. Jahrhundert wurde nach der Zerstörung der romanischen Basilika die jetzige gotische Hallenkirche erbaut. Drei gleich hohe Schiffe mit nur wenigen stützenden Säulen lassen einen weiten und lichten Innenraum entstehen. Der Chorraum wurde durch Stufen abgesetzt und hat dadurch einen ganz anderen Charakter als das Hauptschiff.

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Im Jahr 1541 trat der erste lutherische Pfarrer in unserer Kirchgemeinde sein Amt an. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche schwer beschädigt, der Baukörper freilich konnte größtenteils gerettet werden. Nur das Deckengewölbe im Chorraum musste abgebrochen werden. Bemerkenswert ist, wie schnell die Kirche trotz des noch tobenden Krieges wieder instand gesetzt wurde. Schon 1638 wurde die Kirche wieder geweiht - mit einem schlicht gestalteten und doch eindrucksvollem Inneren. Der Maler Samuel Heber aus Fürstenwalde malte die Kirche einfach aus - mit einem weißen Gwölbe und zahlreichen Blumen entlang der ehemaligen Gewölberippen. Fenster und Türen wurden farbig umrandet - und es entstand ein Innenraum voller Farbe und Fröhlichkeit, der wohl ganz bewusst eine Gegenwelt zum draußen tobenden Krieg darstellen sollte.

Viele Ausstattungsstücke kamen in den Folgejahren dazu: 1642 eine Kanzel, 1653 ein Taufstein, 1657 ein Altar und 1670 ein Bild des Gekreuzigten. Das größte Ausstattungsstück aber ist das Deckengemälde im Altarraum. Es wurde 1642 vom Dresdner Hans Panitz gestaltet und zeigt Christus in der Mitte, umgeben von den Aposteln, Evangelisten und vielen alttestamentlichen Propheten. Im Jahr 1686 wurde nach Plänen des Baumeisters Wolf Caspar von Klengel der Turm erneuert und mit einer barocken Haube versehen, die schön mit der romanischen Substanz des Turmes und dem gotischen Schiff harmoniert. Im Innenraum wurden mehr und mehr Emporen errichtet und teilweise mit schönen Bildern verziert. Besonders hervorzuheben ist das Bildprogramm der so genannten Ratsherrenempore an der Nordseite des Kirchenschiffs.

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Ab 1841 wurde die Kirche im Innenraum im Stil des 19. Jahrhunderts umgestaltet, 1864 baute der Dippoldiswalder Orgelbaumeister Karl Traugott Stöckel die Orgel ein - sein größtes Werk - und qualitativ außerordentlich hochwertig - neugotisch im Äußeren, aber in der Gesamtgestaltung und im Klang den Orgeln Silbermanns nachempfunden. Die Buntglasfenster im Chorraum wurden um 1900 eingebaut. In den Jahren 1964-1980 schließlich wurde die Kirche erneut restauriert - die barocke Farbfassung, die im 19. Jahrhundert übermalt worden war, wurde wieder hervorgeholt und der Raumeindruck von 1638 weitgehend wiederhergestellt. Im Jahr 2008 erhielt die Kirche neue Bronzeglocken - übrigens die vierte Garnitur Glocken, die die Kirche innerhalb von 100 Jahren hatte. Die Tragik unserer Landesgeschichte wird in diesem Detail besonders deutlich - die beiden Kriege kosteten unsere Kirche zwei komplette Garnituren Glocken, und auch die Stahlglocken, die dann in den 50er Jahren auf den Turm kamen, mussten Anfang unseres Jahrhunderts erneuert werden.